Developer Week 2015

Vom 15. bis 18. Juni 2015 fand in Nürnberg die Developer Week 2015 statt. In den Bereichen ".NET", "MOBILE", "WEB" und "DWX" wurden an drei Tagen in jeweils 10 parallelen Sessions Trends, Tools und Paradigmen aus verschiedenen Themengebieten der IT vorgestellt. Darüber hinaus boten sich zahlreiche Abendveranstaltung für den Austausch mit anderen Entwickler_innen an. Von der punkt.de war ich als einziger Mitarbeiter auf der Konferenz vertreten. Hier ein kleiner Erfahrungsbericht.

Lesedauer: ca. 5 Minuten

Zunächst einmal war der Veranstaltungsort an sich bemerkenswert. Das Konferenzgebäude der Messe Nürnberg - ein dreistöckiger Bau mit zahlreichen Tagungsräumen und einer sonnendurchfluteten Aula - war eine perfekte Location für eine Konferenz. Zahlreiche Stehtische, Sitzecken und Sofas luden jeweils in den Pausen und am Abend zum gemütlichen Austausch mit Gleichgesinnten ein. Trotz zahlreicher Besucher war es verhältnismäßig ruhig - was Unterhaltungen sehr angenehm machte.

Wer nicht gerade mit 10 Leuten gleichzeitig vor Ort war, für den war es unmöglich, alle angebotenen Talks anzuhören. Obwohl die Sessions generell in verschiedene Themengebiete aufgeteilt waren, machten es interdisziplinäre Themen wie SCRUM oder UX nicht immer leicht, sich für einen Talk pro Slot zu entscheiden. Hier ein kleiner Abriss meiner besuchten Talks.

Montag

Alex Zeitler gab in seiner Session eine kompakte Einführung in das Thema Docker und Continuous Delivery. Nach der Beschreibung einer Continuous Integration Pipeline zeigte er sehr anschaulich, wie Docker in einem solchen Szenario zum Einsatz kommen kann, um Software über mehrere Umgebungen hinweg zu bauen, zu testen und schließlich auszuliefern. Frei nach dem Docker Motte "Build, ship and run any application anywhere" wurden damit die Stärken von Docker und dessen Nutzen in der Anwendungsentwicklung aufgezeigt.

Mit "Reactive Architecture" gab Ralf Winzinger einen Überblick über ein etwas neueres Paradigma in der Software-Entwicklung, bei dem es um die Erstellung von skalierbaren, fehlertoleranten und responsiven Anwendungen geht. Es wurde eine Referenzarchitektur und die Einbindung von bestehenden Entwicklungen gezeigt sowie auf Fallstricke und die Integration von Altsystemen eingegangen. Der beispielhafte Einsatz verschiedener Tools aus der Open Source Welt rundeten den Talk ab.

Beim letzten offiziellen Talk des ersten Tages ging es um die Dokumentation von REST Schnittstellen. Martin Walter zeigte zunächst die Anforderungen an REST Dokumentationen und stellte dann verschiedene Tools für diesen Zweck vor. Dabei ging er sowohl auf kommerzielle, gehostete Angebote wie apiary.io als auch auf Open Source Produkte ein. Zuletzt zeigte er prototypisch, wie eine selbstgestrickte Lösung aussehen könnte und warum man gegeben den freien Alternativen lieber auf vorhandene Lösungen zurückgreift. Fazit: Swagger scheint derzeit das Tool der Wahl zu sein.

Dienstag

Den Auftakt am zweiten Tag machte Bastian Hoffmann der in gewohnt professioneller Weise das Thema Logging, Monitoring und Profiling behandelte. Nach einer kurzen Einführung in das Thema grenzte er zunächst die einzelnen Themen voneinander ab und präsentierte dann Anwendungsszenarien und Tools wie er sie in seiner täglichen Arbeit einsetzt. Interessant waren vor allem der technologie-übergreifende Einsatz von Tracing-IDs, um in Requests über Service-Grenzen hinweg tracken zu können sowie der Einsatz von Graphite für die Erstellung von Metriken.

Im zweiten Talk gab Matthias Lübken von Giantswarm eine grundlegende Einführung in das Thema Docker. Überraschenderweise hatten nur 4 Leute im Raum mit 50 Leuten Docker je im Einsatz - niemand nutzte Docker produktiv, die meisten wussten gar nicht, was Docker eigentlich ist. Der Talk blieb leider auf Einsteigerniveau und interessantere Themen wie Orchestrierung, Deployment und Produktivbetrieb von Containern wurde nicht angesprochen.

"Agile Prinzipien und Praktiken neu entdeckt" beschrieb die Einführung von agilen Methoden in der Rechtsabteilung der Holtzbrinck Publishing Group. Die beiden Referenten zeigten mit einem kleinen Spiel auf der Bühne eindrucksvoll, wie sich agil geführte Teams von hierarchisch organisierten Teams unterscheiden und wo die Herausforderungen bei der Einführungen stecken. Interessant war die Übertragung des Agilen Manifests auf die Problemstellung in einer Rechtsabteilung, es reichte scheinbar, das Wort Software durch "Lösung" zu ersetzen.

Roland Guelle stellte anschließend die relevanten Neuerungen in HTTP 2.0 vor. Vor allem Multiplexing und Server Push dürften nach und nach die Art und Weise ändern, wie Web Anwendungen effizient implementiert werden können. Obwohl HTTP 2.0 derzeit wohl nur 5% des Traffics im WWW ausmachen ist zu erwarten, dass sich dies rasch ändert. Bis 2020 dürfte HTTP 1.X laut einer im Talk gezeigten Hochrechnung vollständig verschwunden sein. Es bleibt also noch etwas Zeit umzusteigen, allerdings gibt es laut Referent keinen Grund dies nicht schon jetzt zu tun.

Die aus dem Gebiet der NoSql-Technologien stammende Graph-Datenbank neo4j wurde anschließend von Michael Hunger in seiner Session vorgestellt. Der Vortrag zeigte zunächst sehr anschaulich, wie Graphen aufgebaut sind und wo sie in der Modellierung von Realwelt Daten nützlich sein können. Anschließend wurde mit Cypher die Abfragesprache von neo4j vorgestellt und schließlich die Einbindung in .NET über verschiedene APIs präsentiert. Eine kurze Analyse von Einsatzgebieten rundeten den Talk ab.

Versionierung und Verwaltung von Datenbankschemata ist gerade mit dem Aufkommen von Continuous Delivery ein sehr wichtiges Problemfeld geworden. Zwei Tools - FlyWay und Liquibase wurden im gleichnamigen Talk von Stephan Kaps vorgestellt. In einer Art virtuellem Boxkampf ging er dabei auf Features sowie Stärken und Schwächen der beiden Tools ein und erläuterte die Verwendung in unterschiedlichen Szenarien.

Den Abschluss des zweiten Tages bildete ein Talk über CQRS (Command Query Request Separation). Dabei handelt es sich um ein aus dem Domain-Driven-Design heraus entstandenes Software-Paradigma, bei dem schreibende und lesende Teile einer Anwendung streng getrennt werden. Welche logischen Komponenten dabei zum Einsatz kommen, wie diese miteinander sprechen und welche Herausforderungen in der Praxis entstehen verstand der Referent sehr schön darzustellen.

Mittwoch

Der dritte und letzte Tag startete mit einem - zugegebenermaßen etwas enttäuschenden - Talk über die nächste PHP Version (7.0). Eine kurze Vorstellung der wichtigsten Änderungen war der größte Nutzen in dieser ansonsten etwas nach Powerpoint-Karaoke anmutenden Präsentation. PHP wird wohl mit der nächsten Major Version deutlich schneller (bis zu Faktor 2) und bietet jetzt endlich skalare Typehints. Daneben gibt es eine 64-bit Unterstützung und zahlreiche Fatal Errors wurden in Exceptions "umgewandelt".

Im zweiten Talk gab Maximilian Berghoff eine sehr anschauliche und gut strukturierte Einführung in das Thema RESTful Webservices und wie diese auf dem HTTP Protokoll aufbauen. Obwohl der Talk sehr an der Oberfläche des Themas blieb, wurden doch alle wichtigen Konzepte kurz angerissen so dass sich dem Zuhörer am Ende alle grundlegenden Konzepte erschlossen haben.

Der nächste Talk war mein persönliches Highlight: Immutability als Architektur-Prinzip. Michael Sperber stellte dabei als alter Hase im Bereich der funktionalen Programmierung die Programmiersprache F# und deren Konzepte vor. Fazit: vor allem in nebenläufigen, parallelisierten Anwendungen schafft funktionale Programmierung viele Probleme aus der Welt, mit denen man in traditionellen objektorientierten Ansätzen zu kämpfen hat. Das damit auch zunächst knifflige Probleme wie Reactive Programming elegant gelöst werden können war ebenso Teil des Talks, wie der Anwendungsbezug in Big Data Szenarien.

Der enttäuschendste Talk der Veranstaltung stand anschließend auf dem Programm: Unter dem Titel Software Qualität gab es einen Sprecher, der wohl der festen Überzeugung ist, dass allein seine Präsenz und ein paar lustige Zitate auf Powerpoint Folien einen guten Talk ausmachen. Der weitere Informationsgehalt hätte sich auch mit 5 Minuten Nachlesen auf Wikipedia erschließen lassen. Schade eigentlich, wo das Thema sicherlich ein Dauerbrenner ist.

Unter dem Titel "User-centered Data Visualization" zeigte Tobias Komischke, wie Daten so graphisch aufbereitet werden können, dass sie vom Betrachter leicht verstanden werden können. Dass dabei Tortendiagramme oft nicht so geeignet sind, wie ihre Verbreitung vermuten lässt und warum 3D zum einen verwirrend sein kann und wie es missbraucht werden kann, um Verhältnisse zu verzerren, waren nur einige der vielen sehr guten Tipps und Hinweise in dieser Präsentation.

Fazit

Die Developer Week ist eine gute Gelegenheit, um in kompakter Form einen Ein- und Überblick über die technischen Trends in der Software-Entwicklung zu bekommen. Manchen Talks hat vielleicht der technische Tiefgang gefehlt, den sich mancher Besucher gewünscht hätte - dafür sind dann wohl eher themenspezifische Fachkonferenzen geeignet. Insgesamt hat sich der Besuch gelohnt und das Essen war auch gut.

Foto vom Nürnberger Convention Center
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