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Die Arbeit nach agilen Prinzipien und Scrum sind bei punkt.de bereits seit ein paar Jahren gelebte Tradition. Von einem Besuch im Herzen der Bewegung, auf dem Global Scrum Gathering in Prag, erwarteten wir uns neue Impulse aus den Vorträgen und den Erfahrungen der anderen Teilnehmern. Wir wurden keinesfalls enttäuscht!
Die spannende aber auch recht reißerische Eröffnungs-Keynote hielt Niels Pflaeging zum Thema "Organize for Complexity". Er vertrat die These, Management sei seit den 70er Jahren nur noch ein Zombie - getötet durch die Komplexität der Unternehmensstrukturen des sich verändernden industriellen Zeitalters. Im heutigen Informationszeitalter braucht es Strukturen, in denen die Denker auch die Macher sind.
Er stellte weiterhin Douglas McGregors X-Y-Theorie vor, welche den gelenkten, nach Sicherheit strebenden und streng kontrollierten Theorie-X Menschen und den intrinsisch motivierten, verantwortungsvollen Theory-Y-Menschen beschreibt. Er kommt zum Schluss dass es Theorie-X-Menschen nicht gibt. Das Verhalten der Menschen wird allein durch ihr Umfeld - in diesem Fall durch die Unternehmenskultur und -struktur bestimmt.
Dabei sollten Unternehmensstrukturen, welche Theorie-Y-Mitarbeiter hervorbringen nicht unbedingt flach sein - flach sei das falsche Bild - sie sollten eher "pfirsichförmig" sein. Mit einer äußeren, zum Kunden gerichteten Peripherie und einem Kern, welcher der Peripherie zuarbeitet. Dabei hängt es von der Rolle und der jeweiligen Situation ab, wer sich als Teil des Kerns oder als Teil der Peripherie sieht.
Mit dem Bild der Giraffe, dem Tier mit dem größten Herzen, führte Ralph Miarka in seiner Session "From Non-Violent Communication to Potential-Focused Communication" zunächst noch einmal in die vier Schritte der Gewaltfreien Kommunikation ein. Nach seiner Erfahrung erzeugen Gespräche über Probleme neue Probleme während Gespräche über Lösungen auch solche hervorbringen. Aus dieser Idee gingen die vier Schritte der potential-fokussierten Kommunikation hervor.
LeSS - Large Scale Scrum ist ein Framework, um Scrum und agile Entwicklung in mehreren parallelen Teams für große Projekte zu skalieren. In dem sehr unterhaltsamen Vortrag "More with Less" stellte Bas Vodde die Prinzipien von LeSS vor. Während Bas mit Skalierung eine Aufteilung eines zentralen Backlogs auf 100 parallele Teams meint - sind viele der vorgestellten Prinzipien auch auf die Verteilung eines Projektes in unserem Maßstab, mit drei Teams ohne weiteres übertragbar. Wichtig ist, die Entwicklungsteams nicht nach speziellen Aufgaben wie Backend oder Frontend zu teilen sondern mehrere crossfunktionale Teams an einzelnen Features arbeiten zu lassen. (Der Kunde möchte nicht ein Frontend Feature oder ein Backend Feature haben - sondern einfach nur ein Feature).
Abhängigkeiten zwischen den Teams alleine sind dabei nicht das Problem - vielmehr ist das Problem die zeitlich asynchrone Abhängigkeit. Damit ist folgende Situation gemeint: Team A möchte eine Aufgabe beginnen, benötigt aber die Vorarbeit aus Team B. Um keinen Leerlauf zu erzeugen beginnt Team A eine neue Aufgabe. Währenddessen ist Team B fertig bekommt aber keine Rückmeldung aus dem nun anders beschäftigten Team A. Mit vielen parallel arbeitenden Teams kommt es so zu viel zeitlichem Versatz und die Lieferkette kommt zum Erliegen.
Nach zwei Tagen voller Sessions stand der dritte Tag ganz im Zeichen des Open Space, ein mittlerweile recht etabliertes Konferenzkonzept - einen Open Space mit 600 Teilnehmern und 15 parallelen Sessions in drei Zeitslots war für mich aber eine ganz neue Erfahrung. Als besondere Herausforderungen waren die Anbieter der Themen aufgefordert ihren Session Vorschlag zu singen oder zu tanzen und dem wurde auch fleißig und oft humoristisch nachgekommen. Meine schwierige Entscheidung unter all den interessant klingenden Sessions fiel auf "Artistry Mastery" von @Stuartliveart, welcher auch die Essenzen aller Talks der Veranstaltung grafisch auf großen Plakaten festhielt. In "Improv games (with hats)" zeigte Paul Godard, wie sich Übungen aus der Theaterpädagogik auch für die Arbeit in agilen Teams, beispielsweise in Retrospektiven eignen.
Zwischen den einzelnen Sessions und natürlich beim "Monday Mingle" dem Social Event am Montag war darüber hinaus jede Menge Gelegenheit, sich mit den anderen interessanten Teilnehmern aus der ganzen Welt auszutauschen und dabei Themen und Fragestellungen zu diskutieren. Insgesamt eine sehr runde und bereichernde Veranstaltung und ich hoffe nicht mein letztes Global Scrum Gathering.