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Mehr erfahrenWenn ich an digitale Souveränität denke, dann denke ich oft zuerst daran, was ich nicht möchte: den reflexhaften Einsatz von Werkzeugen wie der Google Suite, die ich bei vielen Organisationen sehe. Für mich ist das ein Symbol dafür, wie schnell sich Unternehmen in Abhängigkeiten begeben, ohne sich die Konsequenzen klarzumachen.
Das zeigt zugleich ein typisches Missverständnis: Digitale Souveränität wird oft über Verzicht oder Dogma definiert. Manchmal wirkt es fast wie ein „digitales Vegan-Sein“ – viele wissen, dass es gesellschaftlich besser wäre, aber es erscheint unbequem, man muss sich rechtfertigen, und man hat das Gefühl, nicht mehr so einfach überall mitzumachen.
Dabei geht es gar nicht darum, alles strikt Open Source zu betreiben oder jeden DNS-Record selbst in der Hand zu halten. Für mich und für uns bei punkt.de bedeutet digitale Souveränität etwas anderes: bewusst Entscheidungen zu treffen. Zu verstehen, welche Daten wie verarbeitet werden, welche man besonders schützen will – und wo es völlig ausreicht, auf Standards oder etablierte Systeme zu setzen.
Fehlende digitale Souveränität bedeutet für mittelständische Unternehmen vor allem eines: Abhängigkeit. Und diese zeigt sich oft erst dann, wenn es eigentlich schon zu spät ist.
Ein Beispiel aus unserem eigenen Alltag ist das Thema Jira und Confluence. Schon 2012 haben wir uns bei punkt.de entschieden, von Redmine auf Atlassian-Produkte zu wechseln. Wir waren damals begeistert von den Möglichkeiten – und nutzen sie bis heute intensiv. Doch inzwischen zwingt Atlassian seine Kunden in die Cloud. Das bedeutet: deutliche Preissteigerungen, keine Wahlfreiheit mehr und die Pflicht, sensible Daten in einer amerikanischen Cloud abzulegen.
Das Problem dabei ist nicht allein die Cloud. Das eigentliche Problem ist der Vendor Lock-in. Ein Wechsel zurück oder zu einem anderen System ist möglich, aber nur unter extrem hohen Aufwänden und mit hohen Kosten. Unsere Datensouveränität ist hier massiv eingeschränkt.
Ganz anders verhält es sich in einem anderen Bereich: Mail und Kalender. Auch hier setzen wir auf Microsoft 365 – aber mit einem entscheidenden Unterschied. Mail und Kalender basieren auf langjährig erprobten offenen Standards (IMAP, CalDAV etc.). Das bedeutet: Sollten wir eines Tages entscheiden, dass Microsoft nicht mehr zu uns passt, können wir vergleichsweise einfach zurück zu Open-Source-Lösungen oder in andere Systeme wechseln. Unsere Daten sind portabel, die Hoheit bleibt bei uns.
Diese beiden Beispiele zeigen sehr deutlich, worum es bei digitaler Souveränität geht: nicht Dogma, sondern Handlungsfähigkeit.
Was uns bei punkt.de unterscheidet, ist die Haltung, mit der wir an Probleme herangehen. Unser Default sieht so aus:
Das bedeutet nicht, dass wir dogmatisch jede Funktion oder jedes Projekt unter die Maxime der Datensouveränität stellen. Sondern dass wir bewusst abwägen: Welche Daten sind kritisch, wo brauchen wir maximale Hoheit – und wo genügt pragmatische Integration?
Unsere erste Liebe gehört nach wie vor Open Source. Warum? Weil Open Source Unabhängigkeit und Sicherheit bedeutet. Freiheit, Systeme zu verstehen, anzupassen und – wenn es hart auf hart kommt –selbst weiterzubetreiben. Für uns begann diese Geschichte früh: In den 2000ern stellte ein Hersteller das CMS ein, das wir damals einsetzten. Wir mussten für unsere Kunden kostenfreie Migrationen stemmen. Eine schmerzhafte Erfahrung – und der Beginn unserer Reise mit TYPO3.
TYPO3 war ein Augenöffner: Egal, was mit der Community passiert, wir behalten Zugriff auf die Daten. Wir können das System selbst betreiben, erweitern, anpassen. Diese Erfahrung prägt uns bis heute. Open Source ist für uns deshalb nicht nur ein Geschäftsmodell, sondern eine Überzeugung. Nicht, weil es „kostenlos“ ist oder weil man es ideologisch „muss“ – sondern weil es Unternehmen die Freiheit gibt, souveräne Entscheidungen zu treffen.
Und es begeistert uns immer wieder, wie leistungsfähig Open-Source-Produkte geworden sind. Ob Content-Management, Automatisierung oder Kollaboration: Für viele Probleme gibt es heute Open-Source-Lösungen, die es locker mit den großen internationalen Playern aufnehmen können.
Die Realität ist nie schwarz-weiß. Zwei Beispiele aus unserer Arbeit verdeutlichen das:
Das Entscheidende ist: Wir wägen ab. Wir schauen, welche Datenströme kritisch sind, welche Freiheitsgrade notwendig sind und wo Pragmatismus wichtiger ist als Ideologie.
In Gesprächen mit Entscheidern begegnen uns zwei Irrtümer besonders häufig:
Unsere Haltung zur digitalen Souveränität ist nicht aus der Mode geboren, sondern aus Erfahrung. Schon vor über 20 Jahren haben wir gelernt, was passiert, wenn man sich zu sehr auf proprietäre Anbieter verlässt.
Seitdem begleiten wir Unternehmen dabei, souverän mit ihren Daten zu bleiben – mit Open Source, mit europäischen Lösungen, aber auch mit internationalen Tools, wenn es die beste Entscheidung ist. Entscheidend ist nicht die Ideologie, sondern die Freiheit des Unternehmens, jederzeit handlungsfähig zu sein.
Ich bin überzeugt: In den nächsten fünf bis zehn Jahren wird digitale Souveränität noch relevanter werden. Regulatorische Anforderungen werden steigen, Märkte werden strengere Vorgaben machen, und spätestens beim Einsatz von KI wird klar: Nur wer seine Daten souverän beherrscht, kann innovativ bleiben.
Für den Mittelstand bedeutet das: Digitale Souveränität ist kein Nischenthema. Sie ist eine strategische Aufgabe.
Digitale Souveränität ist kein Dogma, kein Verzichtsprojekt und kein Trend. Sie ist die Fähigkeit, bewusst Entscheidungen zu treffen und Daten so zu behandeln, dass man heute und in Zukunft handlungsfähig bleibt.
Bei punkt.de leben wir diese Haltung seit über 20 Jahren. Wir denken zuerst in Open Source, dann europäisch, und wir greifen zu internationalen Lösungen, wenn es sinnvoll ist. Immer mit einem Ziel: unseren Kunden die Freiheit zu geben, ihre Daten im Griff zu behalten – und damit souverän in die digitale Zukunft zu gehen.