Weshalb punkt.de beim Hosting auf Open-Source setzt.

Dieser Beitrag zeigt, warum wir für unsere Hosting-Infrastruktur Open-Source einsetzen. Gleichzeitig beleuchtet der Beitrag die Vor- und Nachteile von Open-Source im Hosting.

überzeugte Optimistin

Bianca Jung
möchte nicht nur punkt.de voran bringen, sondern auch TYPO3. Sie engagiert sich im TYPO3 Marketing Team.
Lesedauer: ca. 4 Minuten

Diejenigen unserer Kunden, die uns bisher nur als Webagentur kennengelernt haben, sind vielleicht überrascht, dass die punkt.de GmbH auch das Hosting von Anwendungen in ihrem eigenen Rechenzentrum anbietet. Dabei reicht das Portfolio vom standardisierten Betrieb von TYPO3 bis zu individuellen hochverfügbaren Cluster-Lösungen. Im Betrieb setzen die Kollegen in der Technik der punkt.de dabei größtenteils auf Open-Source-Technologien. Weshalb, habe ich durch Interviews mit meinen Kollegen herausgefunden.

Die Anfänge des punkt.de Hostings

punkt.de wurde 1996 als WEB Internet Services gegründet. "Internet" als Dienstleistung war damals tatsächlich Neuland. Neben dem Internet-Zugang, d.h. dem Leitungsgeschäft, boten wir bereits damals E-Mail und Hosting von Webseiten als Dienstleistungen an. Patrick M. Hausen, einer der Gesellschafter seit 1997, erinnert sich: "Es kam zunächst darauf an, überhaupt einen Dienst anbieten zu können. Die Entwicklung der Internet-Standards und die Implementierung als Open-Source-Software liefen Hand in Hand. Die Gründung des World Wide Web Consortiums (w3C) lag ja gerade einmal 3 Jahre zurück."

Bis heute ist es in vielen Bereichen so, dass neue Technologien zuerst als Open-Source-Variante zur Verfügung stehen. Als Dienstleister, der technisch "an vorderster Front kämpft", ist die Nutzung von und die Beteiligung an entsprechenden Entwicklungsprojekten daher naheliegend. punkt.de engagiert sich unter anderem in der TYPO3-, der Neos- und der FreeBSD-Community, den Basistechnologien für unsere individuellen Web- und Hostinglösungen.

"Open-Source gibt uns die Möglichkeit, Software an die Bedürfnisse unserer Kunden anzupassen. Oft macht das eine bestimmte Lösung überhaupt erst möglich. Auch bei Fehlern im Code haben wir bessere Analyse-Möglichkeiten als bei geschlossenen Produkten. Oft kann man zur Fehlerbeschreibung bereits einen Lösungsvorschlag mitliefern und hilft so der gesamten Community, das Produkt zu verbessern."

Das freut auch Joachim Mathes, der durch einen seiner Freunde das Open-Source-System Linux entdeckte und daraufhin seine Leidenschaft für die Informatik. Dass wir bei punkt.de schwerpunktmäßig mit Open-Source arbeiten, hat ihn vor 8 Jahren bewogen, sich gezielt bei uns zu bewerben. Heute ist er einer der Kern-Entwickler für den Betrieb unseres Rechenzentrums.

Nutzen wir ausschließlich Open-Source-Software im Hosting?

"Dass Open-Source-Software oft die beste Lösung zu einer gegebenen Anforderung liefert, bedeutet natürlich nicht, dass wir ausschließlich auf Open-Source setzen.", erklärt Jörg Schweizer. "Speziell im Bereich Netz-Infrastruktur führt wenig an den Produkten etablierter Hersteller vorbei, seien es Router, Switches oder beispielsweise unsere Loadbalancer und Firewalls. Es wäre sehr mühsam all diese Produkte durch Open-Source zu ersetzen, weil wir dazu mehr Spezialisten brauchten, die das Ganze betreuen und pflegen."

"Wir konzentrieren uns lieber auf das Entwickeln innovativer Produkte wie den proServer und individuelle ganzheitliche Hosting-Lösungen für unsere Kunden", berichtet mir Jörg weiter. Wolfgang Zenker ergänzt noch, dass wir das, was andere bereits gut entwickelt hätten, nicht neu erfinden müssten – dies aber als Grundlage nehmen und mit unserem Know-How verbessern könnten. Gelegentlich gibt es tatsächlich keine Alternative aus dem Open-Source-Bereich. So nutzen wir auch JIRA und Confluence von Atlassian für unser gesamtes Projektmanagement oder den Mailserver Axigen für die Postfächer unserer Kunden. Wir haben Open-Source-Alternativen getestet, aber es gab immer wieder entscheidende Features, die gefehlt haben.

Im ersten Moment erscheint die Anzahl geschlossener Produkte hoch, doch ist die Liste der Open-Source-Software, die in unserem Hosting zum Einsatz kommt, viel länger. Die wichtigste Software bildet hier das Betriebssystem FreeBSD, das die Grundlage der gesamten Hosting-Architektur bildet. "Infrastruktur statt Produkt" ist die Philosophie des FreeBSD-Projekts und es ermöglicht uns auf vielfältige Art und Weise, eine maßgeschneiderte Hosting-Architektur bereitzustellen. Grundlage unseres proServers sind beispielsweise das ZFS-Dateisystem und die Container-Lösung Jails, beides Bestandteile von FreeBSD. Praktisch alle auf dieser Grundlage betriebenen und angebotenen Dienste – Webserver, Anwendungsplattform, Datenbank, Monitoring – bauen auf Open-Source-Projekten auf.

Zu den beliebtesten Open-Source-Werkzeugen unserer Techniker gehören neben FreeBSD unter anderem Ansible, Emacs, Python sowie die UNIX Shell, ohne die die tägliche Arbeit "um einiges umständlicher wäre", wie mir Wolfgang erklärt.

Risiken im Einsatz von Open-Source-Software

Open-Source-Produkten wird gerne ein höheres Sicherheitsrisiko unterstellt. Schließlich liegt der gesamte Code Entwicklern wie potentiellen Agreifern gleichermaßen offen. Wie mir Patrick versichert, sei es aber gerade die Zusammenarbeit vieler weltweit verteilter Entwickler am selben Produkt, die die Sicherheit eher erhöht als verringert. Werden Probleme entdeckt, werden diese sehr schnell behoben. Um Eric S. Raymond, Autor des Buches "The Cathedral and the Bazaar" zu zitieren: "given enough eyeballs, all bugs are shallow".

Bei punkt.de sehen wir eine unserer Kernaufgaben darin, den Kunden bei der Bewertung von Sicherheitsrisiken und der Priorisierung von Updates zu unterstützen. Eine regelmäßige Investition in Pflege und Updates der eingesetzten Software ist dabei unverzichtbar. In dieser Beziehung unterscheidet sich Open-Source nicht von Closed-Source: alle Projekte ab einer gewissen Größenordnung geben für einzelne Versionen der Software Support-Zeiträume an, innerhalb derer das Produkt zuverlässig mit Updates versorgt wird. Das schafft Planungssicherheit beim Betrieb.

Joachim brachte einen weiteren Punkt auf, der Kunden möglicherweise zögern lässt, Open-Source-Software einzusetzen: es gibt keinen rechtlich verantwortlichen Ansprechpartner für die Software. Hier verstehen wir uns als Dienstleister, der diese Lücke füllt und den gewünschten Support leistet. Zum anderen wird auch Closed-Source oft mit Lizenzbedingungen verkauft, die jegliche Gewährleistung oder sogar die Eignung der Software für einen bestimmten Zweck kategorisch ausschließen. Die Sicherheit ist dadurch nur eine vermeintliche.

Warum Open-Source besser ist

Open-Source ermöglicht uns, innovative Dienstleistungen und Produkte wie den proServer anzubieten. Die enge Vernetzung innerhalb der Community sorgt dabei für Know-How-Transfer, kurze Entwicklungszyklen und attraktive Features, da auch innerhalb der Open-Source-Welt natürlich ein Wettbewerb konkurrierender Systeme stattfindet.

Unsere Kunden erhalten ein Produkt auf dem letzten Stand der Technik, das optimal auf ihre speziellen Anforderungen ausgelegt ist. So haben wir mit dem proServer eine Hosting-Plattform geschaffen, die die Vorteile von "managed Hosting" mit denen eines "Root-Servers" vereint. Die Erfahrungen, die wir bei der Entwicklung gemacht haben, fließen in die FreeBSD-Community zurück und helfen bei einer stetigen Weiterentwicklung und Verbesserung.

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