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Mehr erfahrenIn einem kürzlich veröffentlichten Artikel im Havard Business Manager (von Colin Bryar und Bill Carr) wird berechtigterweise die Frage aufgeworfen, ob das Versteifen auf Agile Methoden zu weit geht. In dem Artikel heißt es wortwörtlich "Agile is a powerful process for product development, but many organizations are taking it too far and using it to avoid careful planning and preparation."
Inhaltlich bedeutet dies, dass viele Firmen eine mittel- bis langfristige Planung unter dem Deckmantel der Agilität bewusst vermeiden. Diese Tendenz halte ich für gefährlich und es würde erklären warum Softwareprojekte das Ziel verfehlen oder das x-fache der ursprüngliche Zeit- oder Budgetschätzung benötigen.
Im Agilen Manifest (https://agilemanifesto.org/iso/de/manifesto.html) heißt es:
"Reagieren auf Veränderung mehr als das Befolgen eines Plans"
Wichtig ist dabei das "mehr als". Viele Unternehmen und Agenturen verwechseln diesen Punkt mit "anstatt". Planen und Pläne kann man niemals außer Acht lassen. Ein Plan oder eine Roadmap gibt uns Sicherheit, dass wir das Ziel noch vor Augen haben und dass der im Plan eingeschlagene Weg der aktuell beste Pfad dorthin ist.
Agile Teams priorisieren "Reagieren auf Veränderung" höher als das "Befolgen eines Plans" ohne den Wert, den ein Plan liefert, zu ignorieren!
"Reagieren auf Veränderung" muss trotzdem möglich sein. Es ist also klar, dass Pläne anpassbar, erweiterbar und veränderbar sein müssen. Die Situation von heute kann sich morgen schon verändert haben. Und genau deshalb ergibt das eingangs erwähnte Motto "Pläne sind nichts, Planung ist alles" absolut Sinn.
Der Aufbau von agilen Teams und im Speziellen von Scrum Teams ist dabei kein Zufall. Diese Teams sind nicht nur dafür da von Sprint zu Sprint zu stolpern ohne eine klare Ausrichtung. Jeder Sprint ist ein Baustein, der auf ein klares Ziel ausgerichtet ist. Das Verwalten dieses Ziels und die Kommunikation zwischen Team und Stakeholdern fällt genau einer Rolle im Team zu: Der Product Owner Rolle.
Der agile Ansatz erkennt dabei an, dass der Weg zwischen dem Jetzt und dem Ziel nicht geradlinig verläuft. Man kann sich einfach eine Fahrradtour vorstellen:
Auf dem Weg begegnen wir Berge, Täler, Stürme, Regen, Wälder und noch viele Dinge, die man zum Start noch gar nicht erkennen konnte. Manche dieser Umstände sind uns vielleicht bekannt, andere kommen völlig überraschend. Das bedeutet das agile Teams nicht alles im Detail planen können. Kein Plan und keine Roadmap ist eine exakte Voraussage in die Zukunft. Dies können auch klassische Projektplanungsansätze nicht liefern. In der agilen Welt unterliegt das Planen deshalb einem kontinuierlichen Prozess. Das Team plant ein Stück, wägt Risiken ab, analysiert die neue Situation und plant erneut.
Die Ansätze sind dabei vielfältig und sicher auch Geschmacksache. Von der klassischen Roadmap (Jetzt, Danach, Später) über Jahreskalender bis hin zu zielorientierten Roadmaps kann man den zum Produkt oder zum Team passenden Plan wählen.
Die Hauptsache ist, dass der Plan leicht anpassbar ist, wenn mal wieder das nächste Gewitter auf der Fahrradtour auftaucht.
Agile Teams planen im besten Fall häufig neu! Fälschlicherweise wird agil oft mit planlos verwechselt.
Macht Pläne, werft sie nach kurzer Zeit wieder weg und passt sie kontinuierlich an, aber habt zu jeder Zeit einen aktuellen Plan in der Hand! Nur so kann man auch sicher stellen, dass jeder Sprint ein weiterer Baustein auf dem Weg zum Ziel ist.
Wenn man dann am Ziel angekommen ist, kann man sich mal die Mühe machen und sich die Veränderungen in der Planung anschauen. Das Ergebnis ist meist doch sehr spannend und auch beim nächsten Projekt trotzdem wieder nicht wirklich vorhersehbar.