FEGIME Extranet - Open Source im Mittelstand

Ein spannendes Kundenprojekt, bei dem wir eine 15 Jahre alte Anwendung ablösen, Stichwort "Techdebt", und es geht um die Frage, was Open Source damit zu tun hat. Das erfahrt ihr in diesem Blogbeitrag.

Wer nichts wagt, kann auch nichts gewinnen!

Marco Schiffmann
packt jede Gelegenheiten am Schopf und scheut sich nicht vor neuen Herausforderungen
Lesedauer: ca. 3 Minuten

Der Kunde

Die Abkürzung „FEGIME” steht für „Fédération Européenne des Grossistes Indépendants en matériel électrique” (Europäischer Verband der unabhängigen Elektrogroßhändler). In der FEGIME Deutschland GmbH & Co. KG (FEGIME) sind ca. 45 Familienunternehmen des Elektrogroßhandels organisiert. Die FEGIME Deutschland ist über Jahrzehnte durch Fusionen von mittelständischen Marktgemeinschaften entstanden. Die Gesellschafter:innen setzen ca. 2,4 Milliarden Euro (2023) in Deutschland um und sind an über 160 Standorten vertreten (Details: https://www.fegime.de/ueber-uns/)

Das Problem - 15 Jahre Techdebt

Für die FEGIME als Marktgemeinschaft ist es sehr wichtig, die Abstimmung und Kommunikation ihrer Gesellschaften an einem Ort zu bündeln. Dabei setzte sie auf ein selbst entwickeltes Extranet, das über 15 Jahre hinweg gute Dienste geleistet hat. Das Extranet wurde intern betrieben und weiterentwickelt, allerdings beruhte es auf einer monolithischen Architektur und stieß nach dieser langen Zeit in vielen Bereichen an seine Grenzen.

Einerseits gab es viele Probleme im Bereich Design, UI und UX sowie Performance, andererseits gab es technische Probleme bei der Entwicklung neuer Funktionen. Die alltägliche Nutzung des Extranets gestaltete sich auf FEGIME- und Gesellschafterseite zunehmend schwierig und mühselig. Auch der Betrieb und die Wartung des Systems wurden durch einen Generationswechsel in der internen IT immer schwieriger.

Unser Auftrag war es, ein neues Extranet zu entwickeln, das folgende Ziele erfüllen musste:

  • Zentrales Informationsmanagement
  • Effiziente Kommunikation (intern, extern)
  • Striktes Rechtesystem um regulatorische Anforderungen zu erfüllen (Kartellrecht)
  • Die Kernwerte der FEGIME sollten sich im neuen Extranet wiederfinden
  • Strukturiertes Dokumentenmanagement
  • Kostenreduktion durch einfachere Prozesse und Skalierung
  • Ein intuitives Design mit optimierter UI und UX, das die Arbeit mit dem Extranet vereinfacht

Ein neues Extranet

Schon im ersten Workshop für das neue Extranet wurde schnell klar, dass vor einer Entwicklung viel grundlegende Konzeptarbeit nötig war. Das alte Extranet war über einen Zeitraum von 15 Jahren gewachsen. Es musste Komplexität aus dem System genommen werden, ohne dabei entscheidende Prozesse zu verlieren, während gleichzeitig neue Funktionen umgesetzt wurden. Da im Extranet sensible und wirtschaftlich kritische Informationen für die Gesellschafter zu finden sind, war auch das Thema Datenhoheit bei der Konzeption zu berücksichtigen.

Neben dieser Konzeptarbeit mussten auch diverse Schnittstellen, beispielsweise zu Shops und Datenbanken, eingeplant werden, um die vier Millionen Artikel der Gemeinschaft zu verwalten.

All dies sollte selbstverständlich extrem performant und für die Nutzer auf FEGIME- und Gesellschafterseite, die das Extranet täglich nutzen, attraktiv gestaltet sein.

Zudem sollte das neue Extranet auf einem modernen Kern aufbauen, der sich auch in Zukunft leicht weiterentwickeln lässt und die strengen Vorgaben an ein striktes und robustes Rechtesystem erfüllt. Die Bildung von Techdebt sowie die Bindung an einen Anbieter sollten vermieden werden.

Warum Open Source?

Zusammengefasst laufen die Anforderungen an das neue Extranet auf eine Anwendung hinaus, die sicher, performant, flexibel und unabhängig sein muss. Open-Source-Lösungen bringen all diese Eigenschaften (und noch mehr) mit sich.

Sicherheit

Der Kern der Anwendung ist TYPO3. Als quelloffenes CMS mit einer großen Community hat es sich in den letzten Jahrzehnten etabliert und liefert ein extrem gutes und robustes Berechtigungssystem. Zudem dient es als Data-Provider. Eine sehr aktive Community überwacht die Sicherheit des CMS und reagiert schnell auf aktuelle Bedrohungen. 

Performance

Durch den Einsatz von TYPO3 als Kern und einem selbst entwickelten React-Frontend waren wir in der Lage, die Reaktionszeiten zu optimieren. Für die Suche setzen wir auf Solr mit eigenen Indizes, was für die Nutzer zu spürbaren Verbesserungen bei der Suche nach Informationen im Extranet geführt hat und somit die Akzeptanz der neuen Anwendung fördert.

Flexibel

In der Konzeptionsphase wurden Workshops mit den verschiedenen Fachbereichen (Lieferanten, Einkauf, Marketing, IT etc.) durchgeführt. Dadurch war es möglich, individuell auf die Anforderungen der einzelnen Bereiche einzugehen und die entsprechenden Funktionen passgenau zu entwickeln. Zusammen mit einer guten Dokumentation und offenem Code ist es ein Leichtes, die Anwendung weiterzuentwickeln und auch in Zukunft zu betreiben.

Unabhängigkeit

Die Themen „Datensouveränität” und „Vendor-Lock-in” sind aktueller denn je. Auch in diesem Projekt war es der FEGIME wichtig, Herr über die eigenen Daten zu sein. Da im Extranet sensible und auch wirtschaftlich kritische Informationen für die Gesellschafter ausgetauscht werden, müssen sowohl die Sicherheit als auch die Souveränität gewährleistet sein. Doch was bedeutet das?

Diese Anforderung bezieht sich sowohl auf das Hosting der Anwendung als auch auf den Code. Ein großer Vorteil von Open-Source-Lösungen ist, dass der Code nicht der Agentur, sondern dem Kunden (in diesem Fall der FEGIME) gehört. Der entwickelte Code ist offen und kann von der IT des Kunden eingesehen und verwaltet werden. Sollten sich die Rahmenbedingungen für die Anwendung oder die Zusammenarbeit mit der Agentur in Zukunft ändern, gehören der Code und alle Daten dem Auftraggeber. Das ist ein wesentlicher Unterschied zu Anbietern proprietärer Software.

Open Source für den Mittelstand

Unser FEGIME-Projekt (Details in der Case Study) ist ein sehr gutes Beispiel dafür, wie Open Source dem Mittelstand dabei hilft, sich zu modernisieren, ohne sich einem Anbieter auszuliefern. Dabei müssen keine Kompromisse in Bezug auf Sicherheit, Features oder Performance der Anwendung gemacht werden. Auch eine Skalierung der Anwendung ist problemlos möglich.

Mit einer Open-Source-Lösung können mittelständische und auch Großunternehmen Herr über die eigenen Daten bleiben und eine Anwendung entwickeln lassen, die sich genau an ihre Bedürfnisse anpasst. Und das Ganze ist auch noch frei von Lizenzkosten.

Grafik: Ansprechpartner Marco Schiffmann
Fragen zu Open Source für Ihr Unternehmen? 
Sie möchten mehr über die Vorteile von Open Source für Ihr Unternehmen erfahren, dann kontaktieren Sie uns.
Marco Schiffmann
Digital Consultant
+49(0)721 91090
Jetzt kontaktieren
Teilen:

Weitere Beiträge

$x != $u;
Christiane Helmchen, Entwicklung bei punkt.de
Arbeiten bei punkt.de