#OOP2016 - Coole Ideen, nicht nur für Software-Architekten

Wie in den vergangenen Jahren gab es an verschiedenen Tagen viele Tracks, die sich mit den Themen agile Entwicklung, Soft-Skills und Organisationsstruktur befassten. Und in meiner Rolle als ScrumMaster bin ich natürlich besonders darauf abgefahren. Schon an den Themen der Keynotes konnte man ablesen, wie viel mehr IT heute schaffen muss als Code ;-)

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Jubiläums-OOP - Die OOP feiert nicht nur sich selbst 

25 Jahre OOP und 15 Jahre Agile Manifesto, wenn das keine guten Gründe zum Feiern sind! So luden die Veranstalter am Dienstag nach dem „ultimativen IT-Stammtisch“ zur Party ein. Die war aber eher lahm als rauschend. Anders als die Konferenz selbst!

Konsens- und Konsent-Demokratie 

Zwei Vorträge gab es, die sich intensiv mit der Art der Entscheidungsfindung in Systemen, bzw. Organisationen beschäftigt haben. Da wir bei der punkt.de vor einiger Zeit auch einen neuen Entscheidungsprozess eingeführt haben, interessierte mich sehr, was ich hier erfahren werde.

Uwe Lübbermann stellte das partnerschaftliche Modell der Zusammenarbeit bei Premium vor. Dieses schließt nicht nur die Mitarbeiter selbst, sondern auch möglichst weitgehend alle Geschäftspartner mit ein. Entscheidungen werden bei Premium im Konsens getroffen, das bedeutet, dass alle Betroffenen einer Entscheidung zustimmen müssen. In der Anlaufphase, beschreibt Uwe Lübbermann, kann es schon lange dauern, bis es zu einer Entscheidung kommt, meinte aber, dass sich das mit der Zeit legt, wenn sich das Entscheidungsverfahren eingespielt hat. 

Entscheidungen mit Konsent zu treffen, ist ähnlich. Alle Betroffenen werden in den Entscheidungsprozess mit einbezogen, allerdings genügt es, eine Entscheidung zu verabschieden, wenn für eine Entscheidung kein Veto vorhanden ist. Sociocracy 3.0, kurz S3, arbeitet mit diesem Entscheidungsprinzip. Da sich manches erst raus stellt, wenn man es ausprobiert hat, ist eine Entscheidung nicht durch eine Laufzeit zeitlich manifestiert, sondern kann immer wieder neu getroffen werden. Genau dann nämlich, sobald sich herausstellt, dass von der Entscheidung Betroffene auf neue Einwände gestoßen sind.

Selbstorganisation führen = Diversität protegieren

Sobald es um das Treffen von Entscheidungen geht, ist auch das Thema Selbstorganisation präsent. Zur Rolle der Führungskraft in selbstorganisierten Teams, bzw. Organisation gab es einen sehr empfehlenswerten Ganztages-Workshop von Andrea Proviglioni. In Übungen, für die sich die Teilnehmer immer wieder in neuen Konstellationen zusammen finden mussten, wurden verschiedene Aspekte von Führung erarbeitet. Dies diente u.a. der Diversität - mit dem Ziel, einen möglichst breiten Informations- und Lösungsraum zu öffnen.

Untermauert und konsolidiert wurden diese Erfahrungen durch das fundierte theoretische Wissen und den großen persönlichen Erfahrungsschatz von Andrea Proviglioni. Und natürlich ist der Aspekt der Diversität nur einer von vielen, der bei der Führung in die Selbstorganisation eine Rolle spielt.

Die IT-Themen 

Microservices sind aktuell viel und teilweise auch sehr kontrovers diskutiert. Ebenfalls immer noch ein Thema ist die CD-Pipline, die es in vielen Fällen erfordert, dass wir die „Opse“ schon beim Entwicklungsprozess mit ins Boot holen, womit wir beim Thema „DevOps“, also auch beim Thema „Cross-Functional-Team“, angelangt sind: Wieder ein Organisationsthema! 
Ebenfalls in den Kontext der Cross-Functional-Teams kann man die Themen Testing und Requirements Engineering einreihen: je besser es gelingt, schon im Entwicklungsprozess Tester einzubinden, bzw. die Entwickler in den Prozess des  Requirements Engineering einzubinden, umso schneller lassen sich Ergebnisse erreichen, die produktiv gestellt werden können.

Frank Simon vom German Testing Board machte in seiner Keynote Werbung für ein modernes Test-Verständnis. Der Tester, der um die Ecke kommt und immer alles nur kaputt macht, ist passé! Letztlich gibt es keine Alternative: Denn wer schnell sein will und flexibel reagieren möchte, der kann überhaupt nicht anders, als mit konsequentem, automatisiertem Testing die Qualität seiner Software kontinuierlich aufrecht zu erhalten - und zwar bis hin zum Betrieb.

Requirements Engineering hatte einen eigenen Track - für mich war aber immer eins der anderen Themen interessanter, weshalb ich in keiner Session zu diesem Thema war. 

Sascha Lobo ... 

..., der eine Keynote über die gesellschaftliche Verantwortung der Software-Branche hielt, hatte mit dieser Botschaft, meiner Ansicht nach, zwar inhaltlich Recht, ABER ich fand, der Vortrag wirkte unvorbereitet, daher voller Wiederholungen und nur halbwegs funktionierender Improvisation. Hätte ich persönlich nicht gebraucht!

Seine Beteiligung am „ultimativen IT-Stammtisch“, einer Tradition der OOP, sagte er kurzfristig ab, laut Veranstalter, „weil er zu Markus Lanz musste.“

Leider hatten aber etliche der anderen Keynotes den Touch einer Werbe-Veranstaltung. 

Fazit meiner ersten OOP

Die OOP ist toll, einfach eine Institution, an der man sehr gut prüfen kann, wie nah man sich selbst am Puls der IT befindet - oder wo man sich mal „aufschlauen“ sollte, wenn man am Ball bleiben will. 

Und: Man muss kein Software-Architekt sein, um dort viele tolle Inspirationen zu finden! Man muss allerdings auch nicht unbedingt jedes Jahr dabei sein.  


Zum Abschluss noch ein paar Eindrücke der Konferenz:

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